Mit dem Camper durch Australien – Westküste – Teil IV

Von Port Gregory bis Perth (888 km)

Unsere Reise führte uns durch Northampton nach Geraldton. Die Gegend erinnerte uns stark an unsere Heimat. Die trockene Landschaft des Nordens wurde zu grünen Wiesen und leuchtend gelben Rapsfeldern. Kurz vor der Stadt Geraldton erreichten wir unser heutiges Tagesziel, eine Farm mit vielen verschiedenen Tieren. Hier werden Tiere hingebracht, die verletzt sind oder ihre Eltern verloren haben. Die Farm und ihre Besitzer leben von Spenden und freiwilligen Helfern (woofern). Sie bieten an, kostenlos bei ihnen zu campen, beim Füttern der Tiere zu helfen und morgens ein Frühstück zu bekommen. Eigentlich sollte sich vorher jeder Camper telefonisch anmelden, da nur begrenzt Plätze vorhanden sind.

Da wir aber kein Handy mit australischer Karte besaßen, fuhren wir einfach hin und stiefelten im absolut unpassendsten Moment auf ihren Hof. Die Besitzer Ian und Leaw hatten gerade eine Ladung Beton erhalten und mussten zu sehen, dass sie ihn schnell verarbeiten. Da war die Frage nach einem kostenlosen Übernachtungsplatz gerade ziemlich fehl am Platz. Stattdessen bot ihm Jörn seine Hilfe an. Eine Sekunde später stand er mit seinen FlipFlops knöcheltief im Beton. Nach Augenmaß wurde ein Weg betoniert. Für unsere Hilfe wurden wir vom siebzigjährigen Ian und seiner Frau zum Abendessen eingeladen. Echt beeindruckend wie er noch diese ganze Arbeit auf sich nimmt. Wir hatten einen super gemeinsamen Abend und ein sehr leckeres Essen. Seine Frau ist Thailänderin und es gab grünes Thai Curry mit Reis. Als Nachttisch wurde uns aus einem 5 kg Ben&Jerrys Eiscontainer eine große Portion zubereitet. Wir waren im Schlaraffenland. 😉 Die Besitzer sind einfach klasse und haben viel zu erzählen.

Am nächsten Morgen halfen wir die Dingos, Emus, Kängurus, Schweine, Hühner und Vögel zu füttern. Es war einfach genial. Besser als jeder Zoo. Die Tiere können auf dem großen Gelände herumlaufen und manche halten sich sogar im Haus auf. Zur Zeit haben sie ein Baby Känguru. Die Mutter ist vor ein Auto gelaufen und gestorben. Das Baby wurde noch in der Beuteltasche gefunden. Jetzt ziehen es Ian und Leaw groß, sooooo süß. Sonst lebt noch ein blindes Känguru, ein großer Hund und eine Katze im Wohnzimmer. 🙂 Nach dem reichhaltigen Frühstück verabschiedeten wir uns leider von allen. Trotz einer Einladung länger zu bleiben, lehnten wir ab. Im Nachhinein bereuen wir diese Entscheidung. 🙁

Nach kurzem Halt in Geraldton und für umsonst einer der besten warmen Duschen, an der Bootsrampe, ging es frisch gestriegelt weiter. Hinter Port Denison standen wie aus dem nichts große Sanddünen vor uns. Wir hatten einen riesigen Spaß durch den warmen Sand auf und ab zu laufen.

Die nächsten Tage folgten wir dem Indian Ocean Drive und übernachteten auf schönen Stellplätzen am Meer. Zum Teil sehr windig, aber schön. Der Lesueur NP, den man über einen 18 km langen Rundweg per Auto besichtigen kann, ist für seine Wildblumen bekannt. Wir fuhren eine Runde, konnten uns aber nicht wirklich dafür begeistern.

Im Nambung NP, wo am Eingang das erste offizielle Kassenhäuschen mit Kassiererin war, mussten wir die Nationalparkgebühr in Höhe von 12$/Fahrzeug (8€) entrichten. Ansonsten gab es in Western Australia immer „Erhlichkeitsboxen“. Jeder Nationalpark kostet hier 12$ pro Fahrzeug mit max. 6 Personen oder man kauft sich ein Nationalparkticket, welches alle Parks Western Australias beinhaltet (44$/29€/pro Fahrzeug max. 6 Pers.). Die Erhlichkeitsboxen sind folgendermaßen gestaltet: Zettel mit Name, Park, Datum, Kennzeichen… ausfüllen, ein Teil steckt man mit dem passenden Geld in einen Umschlag und wirft ihn in eine Box, den zweiten Teil legt man sichtbar an die Frontscheibe.

Der Nambung Nationalpark gefiel uns auf Anhieb. Wir waren plötzlich in einer ganz anderen Welt. Vorher gab es links und rechts der Straße nur dichte Buschlandschaften und dann kamen wir in eine Wüstenlandschaft, mit komisch aussehenden großen und kleinen Säulen und Sanddünen. Es gibt einen 4 km langen sandigen Rundweg, den man ohne Probleme mit einem normalen Auto bewältigen kann. Der Weg führte uns zwischen den Pinnacles, bis zu vier Meter hohe Kalksteinsäulen, hindurch. Wir hielten alle paar Meter um aus verschiedenen Perspektiven die Säulen zu fotografieren. Und wir fuhren nicht nur eine Runde. 😉

 

In dem Ort Lancelin besuchten wir den Strand und bestiegen danach große Sanddünen. Hier kann man sich kleine Sandboards auszuleihen und die Dünen runter rutschen. Als wir Kindern dabei zusahen, dass die Boards einfach nicht rutschten, entschieden wir uns dagegen.

Gegen Abend erreichten wir nach 6818 km unser Ziel an der Westküste, die Stadt Perth.

Wir hatten noch vier Tage, bevor es auf die andere Seite Australiens an die Ostküste ging. Zum Glück wurden wir von Anna, Brian, Miles und Nora herzlich in ihrem Zuhause aufgenommen. Anna kommt aus Oberkirchen, einem Nachbarort von Jörn. Wir kannten uns nur sporadisch, aber Annas und Jörns Eltern sind gute Freunde. Sie nahmen uns für die nächsten Tag in ihrer Familie auf und wir durften nach so langer Zeit wieder an einem Familienleben teilhaben. Obwohl sie selbst voll im Umzugsstress steckten, da es in den nächsten Tagen für sie in Brians Heimat, in die USA ging, waren wir herzlich Willkommen.

Wir schwelgten im Luxus und fühlten uns pudelwohl. Wir hatten unser eigenes Zimmer mit Bad, eine Waschmaschine, unlimitiertes und gutes WiFi, einen gut gefüllten Kühlschrank, die Devise war, alles muss weg und Familienleben. Wir schlossen alle gleich in unsere Herzen, vor allem Miles und Nora. Täglich baute Lisa mit Miles den größten Legoturm, vom Boden bis zur Decke. Lisa liebt es noch immer damit zu spielen. 😉 Gerne wären wir noch länger geblieben, es tat nochmal richtig gut uns so heimelig zu fühlen. Wir sagen DANKE für die tolle Zeit bei euch! :-*

Die Stadt Perth gefiel uns gut. Bei einem Spaziergang durch die City versprühte sie einen gemütlichen Kleinstadtflair auf uns. Es gibt noch einige alte Gebäude die von Modernen umgeben sind. Einen Tag fuhren wir ins Swan Valley, einer Weinanbauregion. Eigentlich sind wir ja keine Weintrinker, aber wir hörten es gäbe auch noch andere Sachen zu verköstigen. Trotzdem machten wir als erstes an einem Weingut halt. Als wir die schicke Anlage mit den teuren Autos im Eingang sahen kamen wir uns in unserem Look und Camper ziemlich unpassend vor. Also fuhren wir lieber weiter. 😉
Wir stoppten an einer Schokoladenfabrik, was genau unser Ding war. Wir schlugen uns die Bäuche mit super leckeren Schokodrops in verschiedenen Geschmacksrichtungen voll. Des Weiteren besuchten wir eine Imkerei, wo der Zimthonig mit Abstand der Beste war, eine Nussfabrik und zum guten Schluss eine Olivenfarm, die sich aber als ältestes Weingut herausstellte. Und somit machten wir unsere erste Weinprobe und fanden uns mitten in einem Dreh für einen Werbespot wieder. Am liebsten wären wir gleich wieder gegangen, aber wir wurden direkt von einer netten Dame zum Tresen gebeten. Ein Wein nach dem nächsten wurde in unser Glas gegossen, zwischendurch immer schön gefachsimpelt, aber wir hatten doch gar keine Ahnung was uns die Frau erzählte. 😉 Zwischendurch wurden uns dann auch super leckere Oliven gereicht. Nach ein paar Weinchen hatten wir genug und es ging zurück nach Perth.

Ein Abstecher nach Fremantel, einer Vorstadt von Perth, durfte natürlich nicht fehlen. Sie ist eine kleine gemütliche Stadt mit alten Häusern im Kolonialstil. Vom Hörensagen soll sie sehr Backpacker freundlich sein.

Zurück in Perth trafen wir uns mit Simone und Mathias wieder, die wir aus Malaysia und Bali kannten. Sie kamen gerade aus Singapur und wir holten die beiden am Hostel ab. Verbotenerweise ging es, zu viert im Camper, zum Kings Park. Von hier oben hatten wir einen herrlichen Blick auf Perth. Wir luden sie zum Essen ein, natürlich im Camper. Bei Nudeln mit Gemüse und Wurst gab es viel zu erzählen. Als Nachtisch servierten wir Schokoladenfondue mit Obst. Beim Kartenspielen und quatschen hatten wir fast die Zeit vergessen.

Vor unsere Abreise an die Ostküste musste unser Lieb gewonnener Speedy vom ganzen Outback Staub befreit werden. Glänzend und fast wie neu gaben wir ihn an Travellers Autobarn zurück, keine Beanstandung. Er leistete uns auf den 6818 km super Dienste.

Nach einem schnellen, aber sehr guten Abendessen bei Anna, Brian, Miles und Nora, es gab sehr leckere Pizza, ging es zum Bus. Dieser brachte uns, mit einmal Umsteigen, zum Flughafen (6$/4€/2P). Nun geht es auf die andere Seite Australiens, nach Cairns.

Damit ihr mal seht wie groß Australien eigentlich ist!
Erlebt: August 2015

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