Mumbai – Eine Metropole mit Charme

Mit dem Nachtzug (950Rs/12,50€/2P) fuhren wir, nach entspannten Tagen in Udaipur, nach Mumbai. Als wir am Bahnhof Bandra ankamen ging es mit der S-Bahn (20Rs/0,26€/2P) weiter zum Churchgate Bahnhof in den Süden Mumbais. Unsere Unterkunft suchten wir uns im Colaba Viertel. Unterkünfte sind in Mumbai gegenüber dem Rest Indiens richtig teuer. Es gibt nur eine handvoll Budgetunterkünfte die gerade noch akzeptabel sind. Wir checkten im India Guesthouse ein, was für unser Reisebudget super war. Wir bekamen eine kleine Schlafbox mit zwei Betten. In einem riesigen Raum wurden mittels Stellwänden kleine Boxen geschaffen in denen gerade zwei Betten Platz fanden. Der einzige Luxusartikel war ein Ventilator der an der Hallendecke über jeder Box befestigt war. 🙂 Den brauchten wir aber auch, denn der große Raum hatte sich die Tage schon gut aufgeheizt. Uns gefiel die „private“ Atmosphäre so gut, dass wir die Tage in Mumbai hier verbrachten (2000Rs/26,32€/2P/4N).

Was wir zuvor überhaupt nicht dachten war, dass uns Mumbai so gut gefallen würde. Nach Delhi meinten wir wieder in eine große, hektische, laute und nervende Metropole zu kommen. Doch Mumbai ist anders, mehr internationaler und relaxter. Das kommt bestimmt noch von den entspannten Engländern. 😉

Wir schauten uns die ersten Tage die alten kolonialen Gebäude und die Parks an. Im Oval Maidan Park treffen sich viele Einheimische zum Kricket spielen oder einfach zum Abhängen. In manchen Ecken spielten sie sogar Fußball, nicht gerade der Volkssport in Indien. Der riesige Hauptbahnhof, Viktoria Terminus, ist einer der Prachtbauten Mumbais und einer der hektischsten Bahnhöfe Asiens. Der koloniale, hinduistische und islamische Baustil brachten ihn 2004 auf die Weltkulturerbe Liste.

Abends lässt es sich gut am Marine Drive aushalten. Dort sieht man einen schönen Sonnenuntergang da die Sonne ins Arabische Meer eintaucht. Der Strand ist nicht zum Entspannen und das Wasser auf gar keinen Fall zum Baden geeignet, es liegen überall Abfälle. Auf dem Heimweg kamen wir häufig am Gateway of India und dem Taj Mahal Palace Hotel vorbei. Das Hotel gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt und beherbergt schon viele Jahre die V.I.P.’s dieser Welt. Es ist das heimliche Wahrzeichen Mumbais mit super Ausblick über den Hafen. An der Promenade war immer etwas los und es gibt stylische Pferdekutschen zu mieten.

Ein Highlight in Mumbai war eine geführte Tour durch den Dharavi Slum. Studenten bessern hier ihre Haushaltskasse auf und führen Besucher zwei Stunden lang durch das Areal. (1000Rs/13,16€/2P) Es ist eines der größten Slums der Welt und ist praktisch eine Stadt in der Stadt. Auf 1,75 km² leben ca. eine Mio. Menschen. Berühmtheit erlangte es durch den Film Slumdog Millionär, wobei hier nur zwei kleine Szenen gedreht wurden und die Einheimischen den Film als völlig an der Realität vorbei halten. That’s Hollywood. 🙂 Das Slum besitzt alle Annehmlichkeiten einer Kleinstadt mit Geschäften, Schulen, Krankenhäusern,… Das einzige was es nicht geben soll sind eine Universität und eine Disco. Wir gingen mit völlig falschen Vorstellungen hin. Das allgemeine Bild von Slums sind heruntergekommene Bretterbuden und viele arme Menschen. Doch hier gibt es neben kleinen Buden auch normale Häuser und Hochhäuser. Im Slum ist zum Beispiel Recycling ein großes Geschäft um Geld zu verdienen. Für Mumbai wird der Abfall getrennt und z.B. Kunststoffe und Aluminium aufbereitet. Die einzelnen Kunststoffe werden zu Granulat zerkleinert und dieses dann an große Konzerne verkauft. Das recycelte Aluminium wird hinterm Haus eingeschmolzen und in Barren gegossen. Schade das es hier keine Berufsgenossenschaft gibt, wir wollen gar nicht wissen wie hoch die Lebenserwartung der Arbeiter in diesem Bereich ist. 🙁 Wir waren froh so schnell wie möglich weiter gehen zu können. Des weiteren gibt es noch Töpfer, Gerber, Sticker, Schlosser,… im Slum die ihre Waren exportieren. Die zwei Stunden hatten sich jedenfalls gelohnt, wir erhielten gute und viele Informationen. Sogar unser Guide ist im Slum aufgewachsen und geht jetzt zur Uni. Er würde nie seine Familie hier verlassen und woanders hinziehen wollen. Auf eigene Faust könnte man sich auch ohne Probleme durch das Slum bewegen. Um die besonderen Plätze zu finden ist ein Guide aber schon hilfreich. Die Wege durch die sehr schmalen Gassen und die Produktionsorte sind schwer zu finden.

Auf dem Weg Richtung Gästehaus schauten wir uns noch einen großen Waschplatz und die Haji Ali Moschee an, die über einen Damm im Meer erreichbar ist. Leider hatten wir Pech und es war Ebbe. So war der Anblick nicht ganz so fantastisch, da die heruntergekommene Substanz des Gebäudes und der viele Abfall auf dem Meeresboden sichtbar war. Bei Flut wird der Damm überschwemmt und die Moschee steht auf einer Insel. Wir lasen, dass der Moschee Grundriss 2012 so geändert wurde damit Frauen das Innere des Grabmals des muslimischen Heiligen, Pir Haji Ali Shah Bukhari, nicht mehr betreten dürfen.
Der Waschplatz, Mahalaxmi Dhobi Ghat, ist die Großwäscherei Mumbai’s. Hier dürfen nur Männer arbeiten, was aber auch nichts ungewöhnliches in Indien ist. In vielen Geschäften sieht man nur Männer, auch in Stoffläden, Nähereien oder Schmuckgeschäften. Der 140 Jahre alte Waschplatz ist die älteste und größte handbetriebene Waschmaschine Mumbais.

Die Tage in Mumbai vergingen wie im Fluge. Es gab viel zu entdecken. Unser nächstes Ziel liegt weiter im Süden. Wir sind wieder urlaubsreif und fahren mit dem Nachtzug an die Strände Goa’s. Dort gönnen wir uns ein paar Tage Auszeit vom Reisen. 🙂


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