Neuseeland – großartige Landschaften – Teil V

Die Südinsel: Maharau zum Fox Gletscher (800 km)

Nach der schönen Region im Norden, um den Abel Tasman Nationalpark, ging es für uns weiter Richtung Süden. Vorbei an Richmond folgten wir der SH6 bis kurz vor Westport, einer Stadt an der Westküste.

Wir quartierten uns das erste mal auf einem DOC Stellplatz ein. Diese Plätze werden von dem Department of Conservation betrieben. Meistens im Wald oder auf einer großen Wiese gibt es ganz einfache Toiletten (Plumpsis) und nur ab und an fließendes Wasser. Am Eingang gibt es einen Unterstand mit Registrierungsformularen. Hier trägt man ein paar Informationen ein und wirft diese in einem Umschlag, mit der passenden Gebühr (6NZD p.P./4€ p.P.), in eine Sammelbox.

Was wir aber zuvor nicht wussten, dass es hier von Millionen von Sandflies wimmelte. Diese kleinen schwarzen stechenden Sandfliegen zwingen den hartgesottenen Camper in die Knie. Morgens und abends ist es am Schlimmsten. Gut für diejenigen, die ihren Campervan nicht verlassen müssen und eine Toilette dabei haben. Wir konnten zum Glück im Van kochen, mussten aber für unsere Notdurft raus. Diese mussten wir gut vorbereiten, lange Hosen, Schuhe und Jacke waren Pflicht. Dann Licht aus und hoffen, dass die tausenden schwarzen Punkte an der Scheibe verschwinden. Hoffentlich zum Nachbarn. 😉 Danach Tür auf, Tür zu und schnellen Schrittes zur Toilette. Nach dem Geschäft, als wir beide wieder im Van saßen, musste zuerst mit Insektenschutzmittel, was normalerweise für die Wohnung genutzt wird, gesprüht werden um die Plagegeister im Innenraum zu töten.

Am nächsten Morgen konnten wir nicht einmal unsere Morgenroutine durchziehen. Wir fuhren zwar extra nahe an die Toiletten und Waschbecken. Aber es war unmöglich sich länger als 10 Sekunden draußen aufzuhalten. Wir waren so genervt und zerstochen. Trotz der noch angelaufenen Scheiben mussten wir hier schnellstmöglich weg. Durch ein kleines Guckloch fanden wir über den Zufahrtsweg zurück zur Straße. Bei mehr als 50 km/h trauten wir uns wieder die Fenster zu öffnen und frische Luft reinzulassen.

Nach 30 km hielten wir an einem Rastplatz an der Straße. Wir stiegen vorsichtig aus, warteten eine Minute und sahen Gott sei Dank keine Sandfliegen. Hier konnten wir uns jetzt in Ruhe fertig machen und frühstücken. 🙂

Wir müssen sagen, das nervigste an Neuseeland sind die Sandfliegen. An manchen Stellen war es so schlimm, dass wir weiter fahren mussten. Die Stiche sind echt unangenehm, sie jucken noch über Wochen. Über das Problem mit den Sandfliegen in Neuseeland haben wir vorher nichts gehört. Jeder Neuseeland Fan schwärmt über das Land. Aber keiner schreibt was über die Sandfliegen. Also hakt das nächste mal nach, wenn euch jemand über Neuseeland vorschwärmt, ob es auch Sandfliegen gab. Dann wird sich bestimmt jemand erinnern und mit einem: „Ah ja, da war doch etwas, aber…“ antworten. 😉

Back on the road. Entlang der Tasmansee, weiter auf dem SH6, kamen wir in der Nähe des Ortes Punakaiki zu den Pancake Rocks. Die Felsformationen direkt an der Küste sehen aus wie geschichtete Pfannkuchen. Über einen schönen Rundweg konnten wir uns die verschiedenen Felsen ansehen und der Gewalt des Wassers lauschen. Durch Öffnungen im Gestein wird das Meerwasser in Hohlräume gepresst und kommt an den sogenannten Blowholes heraus. Bei Flut kann man diese Naturgewalt nicht nur hören, sondern auch als Wasserfontäne hochschießen sehen. Da uns das Wetter an diesem Tag nicht so gnädig war, liefen wir mit unserem Schirm nur eine Runde und machten uns dann auf in die Berge.

Die neuseeländischen Südalpen, Southern Alps, warteten auf uns. Nach einem kurzen Stop in der Stadt Greymouth fuhren wir über den SH73 und den Arthur’s Pass (920 m) in den gleichnamigen Ort Arthur’s Pass. Der Ort liegt auf 750 m und ist Ausgangsort für etliche Wanderungen im Arthur’s Pass Nationalpark.

Kurz bevor wir den Ort erreichten hat es geregnet und es war neblig. Als wir aber die Passhöhe, die Grenze der Regionen Westland und Canterbury, erreichten klarte es plötzlich auf und wir hatten das schönste Wetter inmitten der Berge. Fasziniert waren wir direkt von den niedlichen, aber aufdringlichen, Kea’s. Diese sehr intelligenten Bergpapageien leben in den Neuseeländischen Alpen. Kaum mit dem Auto angehalten sitzen sie auf dem Dach oder auf dem Seitenspiegel. Sie picken an allem was sie finden können. Jörn hatte einmal vergessen seine Flip-Flops mit in den Van zu holen. Als er auf Toilette wollte waren sie weg. Einen fand er unter dem Auto, der andere wurde gerade in der Nähe in einem Gebüsch von einem Kea verspeist. 😉

Trotz der vielen Wandermöglichkeiten ließen wir es ruhig angehen. Wir genossen die Berge und das Wasser. Im Bealey River hatten wir einer der besten Arbeitsplätze. Wir schrieben für unseren Blog und planten die nächsten Ziele. Das Gute an dem Ort Arthur’s Pass war natürlich auch die Sparks Telefonzelle. Einem Abend lang klingelten wir bei allen einmal durch. 🙂

Das Schlechte hier oben waren die Stellplätze, die sich ein paar Kilometer außerhalb des Ortes befanden. Es gibt zwar drei Stück und allesamt kostenlos, aber es gab auch wieder unsere Freunde, die Sandfliegen. Wir blieben immer so lang es ging im Ort, in der Nähe der öffentlichen Toiletten am Bahnhof. Hier gab es keine Fliegen. Wir kochten, konnten eine saubere Toilette nutzen und sahen einmal am Tag die Invasion der Asiaten. Diese kommen gegen Mittag in mehreren Bussen in den Ort. Von hier aus fahren sie dann mit dem bekannten TranzAlpine Zug zurück nach Christchurch.

Eines Abends als wir gerade kochten interessierte sich eine Polizeistreife für uns. “Unser Van wäre auffällig und wir würden hier ja schon länger stehen. Zu dem ist campen hier verboten und wir müssten eine Strafe zahlen!” Ok, dachten wir und versuchten erst mal den etwas aufgebrachten Polizisten zu beruhigen. Als wir unsere Geschichte und die Probleme mit den Sandfliegen erzählten hatte er Verständnis. Wir fuhren, nach dem wir alles sauber und uns bettfertig gemacht hatten, zum Schlafen raus auf den Stellplatz. Wir blieben aber bis morgens im Van und öffneten keine Fenster bis wir wieder in den Ort kamen. 🙂

Nach den Tagen in den Bergen ging es zurück an die Westküste. Als nächstes Highlight stand der Franz Josef Gletscher auf dem Programm. Als wir in den Himmel schauten und nur Regen und Nebel sahen entschieden wir uns für heute nicht zum Gletscher zu wandern, sondern nur ein paar Meter durchs Tal. Wir wollten es uns für den nächsten Tag aufheben. Doch abends sahen wir, dass es keine freien Stellplätze in der Nähe gab. In dem Ort Franz Josef auf einen 5***** Campingplatz wollten wir natürlich nicht. Erstens das Geld und zweitens die Massen an Touristen in diesem Ort hatten uns abgeschreckt. Wir entschieden weiter zum nächsten Gletscher zu fahren, dem Fox Gletscher. 25 km weiter war es zumindest im Ort ein wenig entspannter. Zu dem mussten wir aber noch, da wir ja zu den nichtselbstversorgenden Fahrzeugen gehörten, 20 km weiter in die Pampa fahren. Über eine unbefestigte Waldstraße kamen wir aber an einem schönen Platz am Meer raus. Diesmal wurden wir für unseren langen Anfahrtsweg belohnt. Bis auf ein paar Sandfliegen war der lange Kieselstrand herrlich.

Am nächsten Tag schauten wir uns den Fox Gletscher an. Das Wetter meinte es besser mit uns und wir wanderten bis zu einer Anhöhe, von wo aus man die Gletscherzunge sehen kann. Weiter nach vorne kommt man auch, aber nur mit einer geführten Tour. Wir stempelten den Gletscher als gesehen ab und fuhren weiter. So wirklich hat es uns nicht von den Socken gehauen und es gibt bestimmt auch bessere bei uns in den Alpen oder in Südamerika. Wir wissen halt auch was Eis ist, wie es aussieht und wie es schmeckt. 😉

Aber trotzdem noch ein paar Infos zum Fox Gletscher (Länge 13 km, Höhe 3500 m – 300 m). Das Interessante ist nämlich, dass er, wie auch der Franz Josef Gletscher, bis zu einer Meereshöhe von 300 m herunter kommt. Daher schmilzt er sehr schnell in der wärmeren Region. Er wächst aber auch sehr schnell durch die großen Niederschläge an der Westküste.

Erlebt: November 2015

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