Geschafft, nach unserer ersten Nacht in einem indischen Zug kamen wir in Agra an. Hier steht eines der Wahrzeichen Indiens, der Taj Mahal. Den ersten Blick auf den Taj hatten wir von der Dachterrasse unseres Gästehauses. Bei kühlen Getränken genossen wir die Aussicht auf das gewaltige Gebäude.
Noch kurz erwähnt: Wir sind schon viel Zug gefahren, doch in Indien ist es wieder anders. Die Sleeper – Class ist die billigste Kategorie in einem Schlafwagen. Es sind die gewohnten offenen 6er Abteile mit je 2 zusätzlichen Betten davor entlang des Ganges, also komplett 8 Liegen. Im Unterschied zu anderen Ländern gibt es bei der günstigsten Variante kein Bettzeug. Dieses gibt es erst ab der nächsten Klasse, der 3AC. Das AC steht für Klimaanlage und die drei für 3 Liegen übereinander, was einem 6er Abteil entspricht. Diese sind auch offen aber die zwei Betten im Gang gibt es nicht. Dann gibt es noch 2AC und 1AC Waggons. Unsere Klimaanlage waren offene Fenster und Ventilatoren an der Decke, wobei man diese auch nur über Tag braucht. Nachts wird es kalt. Im Schlafsack lässt es sich aber gut aushalten. Verhungern tut man im Zug auch nicht. Ständig läuft jemand durch die Waggons um Chai-Tee (10Rs/0,13€), Essen (ab 20Rs/0,26€) oder ähnliches zu verkaufen.
Was sich am Anfang etwas schwieriger gestaltete war der Ticketkauf. Zuerst versuchten wir es über die Internetplattform cleartrip.com, die mit der indischen Bahn zusammenarbeitet, auf der es für Ausländer möglich ist per Kreditkarte Tickets zu kaufen. Doch leider sind die Tickets schon Wochen im voraus ausgebucht und es gibt lange Wartelisten. Danach hörten wir von einem Touristenkontingent das in großen Städten in speziellen Touristenbüros am Bahnhof angeboten wird. Von dort bekamen wir kurzfristig und einfach unsere Tickets von Varanasi nach Agra. Somit wussten wir das wir unsere Route relativ kurzfristig planen können. Noch eine Möglichkeit gibt es in einem privaten Touristenbüro an Fahrkarten zu kommen, mit einem Aufpreis versteht sich. Die Büros sichern sich immer ein Kontingent. Daher sind auch die beliebten Strecken weit im voraus so schnell ausverkauft. Die restlichen Karten können die Büros kurz vor Abfahrt günstig an die Bahn zurückgeben. Diese bekommen dann die Leute die auf den Wartelisten stehen. In Indien gibt es verschiedene Möglichkeiten an Fahrkarten zu kommen und viele unterschiedliche Tickettypen, hier nur ein paar davon aufgezählt. So ist der Zug immer voll. Abends legen sich die Inder zum Schlafen einfach auf den Zugboden da sie im Besitz einer Fahrkarte sind aber keine Platzreservierung haben. Es dauert seine Zeit bis man einen Überblick bekommt. Wie gesagt: Nur eine kurze Erklärung. 🙂
Früh am nächsten Morgen, 5:30 Uhr, ging es zum Taj Mahal. Wir hörten das die Kassen um 6 Uhr öffnen. Der Sonnenaufgang am Taj soll besonders schön sein, vor allem wenn noch nicht ganz so viele Menschen hier sind. 😉 An dem Kassenhäuschen waren wir wirklich bei den ersten dabei. Gut, Christian, einen netten Deutschen den wir bereits im Zug kennengelernt hatten war vor uns da. 😉 Nach ein paar Minuten kamen immer mehr Leute und ein indischer Reiseführer. Er meinte wir bräuchten heute keine Tickets und könnten direkt zum Taj Eingang gehen und dort bis 6:30 Uhr warten bis die Tore öffnen. Doch niemand glaubte ihm. Jeder Touri hier hatte schon so viele schlechte Erfahrungen mit Indern und ihren Versprechungen gemacht das wir alle erst mal skeptisch waren. Doch nach und nach kam heraus das wir heute Glückspilze waren. Denn heute begann die Weltkulturerbe Woche in Agra und somit sind an diesem Tag alle Sehenswürdigkeiten der Stadt frei. 🙂
Nach den Sicherheitsschleusen am Eingang des Taj Mahals waren wir dann doch wieder bei den ersten und konnten super Bilder ohne Besucher festhalten. Das Gebäude ist sehr beeindruckend wenn es aus dem Nebel auftaucht und von der Sonne beim Aufgehen angestrahlt wird. Wir ließen uns Zeit und schauten es uns von allen Seiten an. Der Marmorvorplatz auf dem der Taj steht darf nicht mit Schuhen betreten werden. Somit ging es barfuß oder in Socken über den Platz ins Gebäude. Das Innere ist gegenüber der großen Außenfassade nicht besonders spektakulär. Wir sahen zwei verzierte Gräber, die von einem hohen Marmorzaun umschlossen waren. In den Gräbern ruhen der Mogulherrscher Shah Jahan und seine dritte Frau Mumtaz Mahal für die er den Taj Mahal errichtete.
Nach dem Taj gönnten wir uns, nach gefühlten 500 Bildern, ein Frühstück auf einer Dachterrasse ganz in der Nähe. Dort kamen wir mit Martin und Andreas ins Gespräch. Sie sind aus Trier und machten zwei Wochen Urlaub in Indien. Wir beschlossen uns nachmittags das Agra Fort gemeinsam anzuschauen. Denn heute gilt es ja, Eintritt frei. 🙂
Das Agra Fort ist eine große Festung von 1565 und ist aus rotem Sandstein erbaut. Der größte Teil der Anlage wird heute noch vom indischen Militär genutzt und ist für Besucher gesperrt. Wir fanden die Festung nicht so beeindruckend. Somit machten wir uns auf den Weg zurück zum Taj und besuchten ihn erneut um uns den Sonnenuntergang anzuschauen, Eintritt war ja frei. 😉 Danach ließen wir den Tag zu viert bei indischen Speisen ausklingen. Da unser gemeinsames Ziel die Stadt Delhi war machten wir uns den Tag darauf mit dem Zug (700Rs/9,21€/2P) auf die Hauptstadt Indiens zu entdecken.