Auf unser nächstes Ziel freuten wir uns schon lange. Nach soviel Sightseeing in den Städten ging es endlich wieder ab in die Natur. Es ging zum Mount Fuji, dem größten Berg Japans mit einer Höhe von 3776,24 m. Unser Ausgangsort Fujiyoshida ist ab Otsuki nur mit einer privaten Bahngesellschaft (1920Yen/13,93€/2P) erreichbar. Von unterwegs konnten wir schon die ersten Blicke auf den Giganten erhaschen.
Am ersten Tag machten wir uns zu Fuß zum ca. 6 km entfernten Kawaguchi See, einem der fünf Fuji Seen. Der See und die Umgebung ist nicht zu vergleichen mit dem Gardasee oder ähnlichem. Besteigt man aber den gegenüberliegenden Berg (Mt. Tenjo) hat man einen herrlichen Ausblick auf den Fuji. Normalerweise umgibt eine Nebelhaube die Spitze des Fuji’s. Aber wir hatten kurz Glück. Die Nebelhaube verschwand und wir hatten einen freien Blick auf das Dach Nippons.
Der Mount Fuji ist offiziell nur im Juli/August besteigbar. Somit waren wir zum richtigen Zeitpunkt vor Ort. Das Wetter auf 3776 m wechselt ziemlich schnell. Von anderen Backpackern hörten wir das es die letzten Tage nicht möglich war den Fuji wegen des zu starken Windes und Regens zu besteigen. Viele mussten wieder umkehren. Auch für unsere drei Tage war kein gutes Wetter gemeldet. Aber wir wollten es wenigstens probieren.
So machten wir uns schon früh auf mit dem ersten Bus (4200Yen/30,48€/2P/hin&zurück) bis zur fünften Station, die auf 2305 m liegt, zu fahren. Der Fuji wird insgesamt in 10 Stationen eingeteilt. Wir nahmen die beliebteste Route, die Kawaguchiko. Oben mit dem Bus angekommen, wie auch dutzend andere Wanderer, ging es los. Direkt am Anfang mussten wir uns den Weg noch durch eine „menschliche Sperre“ verschaffen die einen aufdringlich um eine Spende von 1000 Yen p.P. (7,30 €) bitten (zwingen). Da wir das schon von anderen Backpackern hörten hatten wir uns bereits darauf eingestellt. Da eine Spende nach unserem Ermessen freiwillig geschehen soll bahnten wir uns den Weg durch diese Sperre. Ehrlich gesagt es war nicht so einfach, wir wurden durch die Leute genau an der Kasse vorbei gelotst. Aber wir blieben hart und bezahlten nicht. Nachdem das geschafft war ging es weiter. 6 km Aufstieg und fast 1500 Höhenmeter lagen vor uns. Die ersten Kilometer waren relativ einfach. Es ging durch vulkanische Steinlandschaften, Geröll und an großen Felsen vorbei. Der Pfad führt im endlosen Zickzack hinauf auf den Berg. Umso weiter man nach oben kommt desto steiler wird es. Leichte Kletterpartien müssen überwunden werden. Am besten nimmt man leichte Baumwollhandschuhe mit da man sich immer mal an den teils scharfkantigen Felsen festhalten und hochziehen muss. Viele Wanderer kamen uns am Anfang entgegen. Beliebt ist es nämlich am späten Nachmittag bis zur achten Station hoch zu wandern, dann in einem der Bettenlager zu schlafen und morgens früh die restlichen Meter auf den Gipfel zu wandern um sich den Sonnenaufgang anzuschauen. Immer wieder kamen wir an Hütten vorbei in denen man Essen und Trinken kaufen oder sich einfach nur ausruhen kann. Umso höher man gelangt desto teurer wird es natürlich. Wer auf Toilette geht muss mit einer Gebühr von 200 – 300 Yen (1,46–2,19€) rechnen, je nachdem auf welcher Höhe man sich befindet. Aber auch dies kann einfach umgangen werden. Je höher wir kamen desto weniger Wanderer waren unterwegs. Das Wetter war übrigens hervorragend. Wir hatten Sonnenschein, unter uns waren die Wolken die sich ab und zu lüfteten um uns einen Blick ins Tal zu geben.
Es wurde in der Höhe immer kühler. In der letzten Stunde kamen wir dann in diese zuvor beschriebene Nebelwolke in die der Fuji meistens gehüllt ist. Hier wurde es ungemütlich. Es fing an zu regnen und der Wind nahm zu. Die Sicht war sehr beschränkt und zudem kam dann noch die Höhe die sich langsam bemerkbar machte. Die letzten Meter waren wirklich eine Quälerei. Nach drei Schritten mussten wir wieder verschnaufen. Wir bekamen Kopfschmerzen, Schwindel und fühlten uns etwas matschig. 😉 Das waren wohl die ersten Anzeichen der Höhenkrankheit. Wir wollten nicht aufgeben und schleppten uns die letzten Meter auf den Gipfel. Wir durchschritten das Torii und kamen nach 5 h oben an. Wir haben es geschafft… wir haben den Fuji bestiegen. Das Wetter war aber schlecht, es regnete und stürmte, die Außentemperatur betrug nur noch 6 °C und man sah die Hand vor Augen kaum. Wir wärmten uns erst einmal in einer der Hütten auf und aßen etwas. Danach fühlten wir uns auch wieder etwas besser. Wir gingen zum Kraterrand doch wir sahen nur eine Nebelwand.
Bei schönem Wetter kann man um den Krater herum laufen. Da das Wetter nicht besser wurde machten wir uns nach einer Stunde wieder auf den Rückweg. Diese Route verläuft separat von der Aufstiegsroute. Im Zickzack ging es wieder über loses Geröll in 3 h den Berg hinunter. Müde und erschöpft und nach 3000 Höhenmeter in 9 h fielen wir stolz es geschafft zu haben ins Bett!!! Den nächsten Tag wurde entspannt bevor wir in unsere letzte Stadt Japans aufbrachen.