Ein Land so voller bunter und schriller Farben, eine große Schere zwischen Bettelarm und Reich, voller Kultur und Tradition und mit 1,2 Mrd. Einwohnern eines der größten Länder der Welt. Wir reisen nach Indien. Und hoffen den Kulturschock ein wenig in Grenzen halten zu können, da wir uns in Nepal, besonders in Kathmandu, dem Chaos und der Mentalität Zentralasiens annähern konnten.
Zu Fuß ging es am Grenzübergang Belahiya – Sunauli (Nepal – Indien) über die Grenze. Die Ausreiseformalitäten auf der nepalesischen Seite waren schnell erledigt. Danach durchquerten wir relativ unspektakulär das Tor „Welcome to India“. Kurz davor wurden wir noch von den indischen Zollbeamten kontrolliert. Wer jetzt meint unser Gepäck wurde durchleuchtet, der hat Recht. Aber nicht wie üblich mit Hilfe von Röntgenstrahlen durch einen Scanner. Nein, wir mussten die Rucksäcke auf einen klapprigen Holztisch vor der Beamtin legen, natürlich alles im Freien. Sie durchforstete zuerst Lisa’s kleinen Rucksack, stellte uns ein paar Fragen und wollte unsere Staatsbürgerschaft wissen. Als sie wusste das wir Deutsche sind konnte Lisa wieder alles einpacken und wir durften einreisen.
Ein paar Meter weiter, ein wenig versteckt, kam auf der linken Seite ein kleines Büro der Einwanderungsbehörde. Dort füllten wir das Einreiseformular aus und mussten 20 min warten. Das Visa, was wir bereits seit Kathmandu im Pass hatten, und die Daten wurden kontrolliert. Dann gab es endlich den Einreisestempel. 🙂
Nach ein paar weiteren Metern warteten auch schon die ersten Schlepper auf uns. Es stehen Taxis, Jeeps und verschiedene Busse (Express, Local) zur Verfügung, die einen zur nächst größeren Stadt bringen, Gorakhpur. Sie besitzt einen Bahnhof um die Reise von dort mit dem Zug fortsetzen zu können. Wir entschieden uns für den Expressbus (180Rs/2,37€/2P), der uns in vier Stunden nach Gorakhpur brachte und dafür eine Nacht in der Stadt zu übernachten. Die Zimmersuche gestaltete sich in einem Gewühl aus katastrophalen Absteigen nicht gerade einfach. Somit lernten wir schon mal die ersten Merkmale Indiens kennen. Alle zwei Meter sollten wir uns das nächste Loch anschauen. Gefühlt wollte uns jeder Rikschafahrer chauffieren, auch wenn es nur fünf Schritte weiter ging. Der Verkehr, der ganze Müll auf den Straßen, die Leute, das ständige Hupen und die vielen Tiere veranlassten uns, uns öfters gegenseitig anzuschauen, zu grinsen, mit dem Kopf zu schütteln und uns die Fragen zu stellen: „Indien? Warum? Freiwillig? Wirklich? Wie lange noch? Wann geht der nächste Flug weiter ins nächste Land? Können wir unseren Flug günstig umbuchen?“ 🙂 🙁 Indien war in diesem Moment sehr anstrengend und nervig. Klar, wir brauchten bis jetzt in jedem Land ein wenig Eingewöhnungszeit, aber hier das… Naja, zumindest wollten wir es in Indien für ein bis zwei Wochen versuchen, wir können ja nur daran wachsen. 😉
Früh morgens am nächsten Tag fuhren wir mit einem Expressbus (388Rs/5,11€/2P) in 7 Stunden weiter nach Varanasi, unserem ersten Ziel Indiens. Die Stadt liegt im Osten des Bundesstaates Uttar Pradesh und ist eine der sieben heiligsten Städte des Hinduismus. Sie liegt am heiligen Ganges wo sich das Leben und der Tod abspielt. Pilger, Einheimische und Kühe kommen täglich um sich in dem heiligen Wasser zu baden und sich rein zu waschen. Nach dem Einchecken im Hotel machten wir uns direkt auf zur Uferpromenade um uns das Treiben anzuschauen. Wir ließen uns von der allabendlichen Zeremonie am Dashashwamedh Ghat in die besondere Stimmung am Ganges versetzen. Leider wurde dieser Zustand alle drei Sekunden von fragenden Kindern, Bettlern, Priestern, Souvenirverkäufern,… unterbrochen. Gute Geschäftsidee, jeden Abend alle Touris an einen Ort zu lotsen um dann leichter an die Rupees zu kommen, clever.
Danach schlenderten wir noch ein wenig von Ghat zu Ghat, von denen es ca. 80 Stück entlang der Promenade gibt, zu einem der Bedeutendsten, dem Manikarnika Ghat. Neben diesem gibt es noch das Harishchandra Ghat was zur Einäscherung bestimmt ist. Alle anderen Ghats dienen zum Baden, Wäsche waschen oder Opfergaben ablegen. Als wir uns die Einäscherungszeremonie anschauten erhielten wir nebenbei noch „kostenlose“ Infos eines jungen Inders. Das Ghat soll 24 h in Betrieb sein und bis zu 300 Verstorbene können eingeäschert werden, die aus ganz Indien nach Varanasi kommen. Die Holzart die genutzt wird bestimmen die Angehörigen. Dies ist alleine vom Budget abhängig. Wir sahen große Holzwaagen auf denen das Holz für die Verbrennung gewogen wurde. Es hört sich zwar alles sehr makaber an, aber für die Hindus ist es das Heiligste hier in Varanasi im Ganges ihre letzte Ruhestätte zu finden. Somit läuft hier auch alles geordnet und respektvoll ab. Es ist eine weitere große Erfahrung die wir hier machen durften um zu sehen wie andere Religionen mit dem Tod umgehen.
Die übrigen Tage liefen wir durch die schmalen Gassen Varanasis und landeten im Blue Lassi. Dort gibt es laut Reiseführer die besten Lassis (140Rs/1,84€/2P) der Stadt. Dies können wir zu 100% bestätigen. Liebevoll in Tongefäßen angerichtet schmeckten sie köstlich. Lassis sind Trinkjoghurts in vielen Geschmacksrichtungen. Salzig, süß aber auch mit Früchten oder Schokolade zu bekommen. Oft sieht man wie ein Leichnam von den Angehörigen auf einer Bambustrage durch die Gassen zum Verbrennungsghat getragen wird.
Von einem Boot (55Rs/0,72€/2P/0,5h) aus sahen wir den Sonnenaufgang und das morgendliche Treiben um danach am Ufer des Ganges entlang bis zum Assi Ghat zu spazieren. Dort ließen wir den Tag auf einer Dachterrasse bei leckeren Speisen mit Blick auf den Ganges zu Ende gehen.
Am nächsten Tag starteten wir unser nächstes Indien Abenteuer. Mit dem Nachtzug (Sleeper Class, 700Rs/9,21€/2P) ging es in 17 Stunden nach Agra zum Taj Mahal.