Nach einer halben Stunde wandern erreichten wir die Rangerstation. Hier mussten wir unsere Registrierungspapiere vorzeigen. Wir hatten bereits einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge. Wir wollten gerade weiter, da rollte ein Bus mit einheimischen Männern an. Sie hatten Schaufel und Pickel dabei. Sie erzählten uns sie müssten an einer Wasserleitung arbeiten. 🙄
Wir setzten unseren Weg bei herrlichem Wetter fort. Bei Alejandro Herrera‘ s Cabaña machten wir für einen kurzen Plausch eine Pause. Wir versprachen ihm, dass wir auf dem Rückweg eine Übernachtung in seinem kleinen Zuhause einplanen. Für heute war es zu früh einzukehren.
Die nächste Cabaña hatte geschlossen und so liefen wir bis zur Letzten, Cabaña Sisuma, an der Lagune Pintada. Der Weg war zwar relativ einfach, aber wir spürten die Höhe doch ziemlich. In der Cabaña Sisuma blieben wir zwei Nächte. Sie wird von der Parkverwaltung betrieben. Die restlichen Cabañas sind in Privatbesitz. Da sonst kein Gast hier war konnten wir den Preis für die Übernachtung etwas drücken. Wir bekamen sogar ein Doppelzimmer. Eine Heizung gibt es hier nicht. Gut eingepackt verbrachten wir den Abend gemeinsam bei einer heißen Tasse Tee und lecker zubereitetem Essen. Bevor es ins Bett ging bekam jeder von uns noch eine Wärmflasche. 😉
Das Wetter war viel versprechend. Nach dem Frühstück nahmen wir uns den Aufstieg zum Pulpito del Diablo (5020 m) vor. Es dauerte ca. vier Stunden mit Foto- und Verschnaufpausen. Wir hatten immerhin fast eine Höhe von 5000 m erreicht. Der Aufstieg war ziemlich anstrengend. Es ging über schmale Trails und große Felsen bergauf. Die Landschaft war wunderschön und wir hatten eine super Sicht auf die umliegenden Berge.
Der Nationalpark El Cocuy besteht aus dem größten zusammenhängenden Gletschergebiet Kolumbiens. Durch den Klimawandel schrumpfen die Gletscher aber beachtlich. Wir sahen Bilder von vor ein paar Jahren auf denen wir den Rückgang deutlich sehen konnten.
Kurz vor dem Bergmassiv Pulpito del Diablo machten wir kehrt. Unser Begleiter aus Deutschland, Immanuel, lief noch bis zum Gletscheranfang. Dort ging es auch für ihn nicht weiter. Von dort geht es die letzten Meter nur noch mit entsprechendem Equipment weiter. Der schnelle Abstieg setzte Jörns Körper ziemlich zu. Er hatte mal wieder Anzeichen der Höhenkrankheit. Kurz bevor wir die Cabaña erreichten musste er sich mehrfach übergeben. 🙁
Angekommen, ruhten wir uns erst einmal aus. Nach und nach ging es ihm wieder besser. Nach einer Gletschereiswasser-Dusche, warmes Wasser gab es leider nicht, wurde es uns beiden schön warm. Den Abend verbrachten wir wieder gemeinsam im Gemeinschaftsraum und wurden von einem Parkranger gut bekocht. Auch an diesem Tag trafen wir keinen anderen Wanderer. Selbst in der Unterkunft war kein Neuankömmling zu finden. Wir wunderten uns und fragten nach. Dabei erfuhren wir, dass wir die letzten Wanderer waren die in diesem Teil des Nationalparks hereingelassen worden sind. Die Arbeiter, die wir am ersten Tag sahen, haben nicht an einer Wasserleitung gearbeitet sondern den kompletten Zufahrtsweg zerstört. Kein PKW, Motorrad oder Pferd kam mehr rein oder raus. Der Grund, die Parkverwaltung soll die ganzen Gelder abgreifen und nichts den Einheimischen, die im Park leben, geben. Ebenso soll ein Video im Internet aufgetaucht sein, in dem kolumbianische Jugendliche auf dem Gletscher Fußball spielen und die Natur nicht respektieren. Entsetzt, aber glücklich zu gleich die Natur in vollen Zügen alleine genießen zu dürfen machten wir uns auf den Weg zur nächsten Wanderung.
Unser Plan für heute war, nur einen Teil der zweiten Wanderung in Angriff zu nehmen um dann Richtung Parkeingang zurück zu wandern. Wir liefen mit unserem ganzen Gepäck los und kamen an mehreren Lagunen vorbei. Da das Wetter mal wieder herrlich war entschlossen wir uns doch die ganze Wanderung zu machen. Unser Gepäck versteckten wir unter großen Steinen und wanderten die letzten Kilometer nur mit dem Nötigsten.
Nach den Lagunen ging es mal wieder steil bergauf bis zum Cusiri-Pass (4410 m). Wir wurden mal wieder mit einem fantastischen Blick belohnt. Früher ging dieser Wanderweg weiter. Doch mittlerweile ist es verboten und durch ein Schild wird darauf hingewiesen. In diesem Gebiet leben heute noch Indigos, deren Land man respektieren und nicht betreten soll. Also ging es von dort oben aus wieder zurück.
Als wir weiter unten an der Cabaña vorbeikamen ging es Jörn wieder schlecht. Kopfschmerzen und Übelkeit plagten ihn. Wir überlegten kurz ob wir nicht noch eine Nacht hier bleiben sollten. Wir entschieden uns jedoch die 6 km zu Alejandro Herrera zu laufen. Immanuel und Lisa trugen abwechselt Jörns Rucksack. Der Weg zog sich und wir alle waren froh als wir endlich ankamen. Nur in der Cabaña war niemand. Nach ein paar Minuten sahen wir Alejandro den Berghang runter kommen. Er war gerade dabei seine Schafe einzutreiben. Er freute sich das wir Wort hielten und die Nacht bei ihm verbrachten. Er kochte uns an seiner Feuerstelle Kartoffeln und Eier. Wir saßen mit ihm noch länger ums Feuer und unterhielten uns. Seine Geschichten was er schon alles hier oben erlebt hat waren spannend. Die Familie lebt in der nächsten Stadt und sie sehen sich nur alle paar Wochen. In einer ganz einfachen Hütte schliefen wir unter fünf dicken Bettdecken ein.
Das Wetter am nächsten Morgen war super. Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zurück nach El Cocuy. Kurz vor der Rangerstation sahen wir das Loch, welches die Arbeiter gegraben hatten. Zu Fuß war es kein Problem es zu überqueren. Kurz nach der Station bog Immanuel nach rechts ab. Er wollte noch einen weiteren Teil des Parks erkunden. Für uns ging es nach links zurück in den Ort. Zu dritt verbrachten wir drei super schöne Tage im Nationalpark.
Kurze Info: Wer nicht zurück in den Ort laufen möchte, der kann gegen 7 Uhr morgens wieder an der Kreuzung den Milchmann abpassen.
Da wir nicht so früh aufstehen wollten machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Nach zwei Stunden hielt ein Auto an und nahm uns den restlichen Weg mit. Es verkehren nicht all zu viele Autos. Wir hatten mal wieder Schwein gehabt. Nach ein paar Minuten sahen wir das es ein Sammeltaxi war. Der Fahrer hatte saftige Preise an der Windschutzscheibe hängen. Jetzt wurde uns mulmig. Im Dorf angekommen gab es eine Straßensperre wegen eines Viehtransporters. Wir nutzen die Gelegenheit und stiegen Hals über Kopf aus, bedankten uns vielmals und liefen die letzten Meter zu unserer Unterkunft. Puhh, Glück gehabt. 😉
Wir blieben noch zwei Tage länger in El Cocuy. Der kleine Ort mit seinen weißen Häusern mit den türkisfarbenen Türen und Fensterläden gefiel uns richtig gut. Die Einwohner tragen hier noch ihre traditionelle Kleidung. Männer und Frauen packen sich gut in Ponchos ein. Zudem hatte sich Lisa einen Magen-Darm-Infekt zugezogen. Als es wieder besser wurde setzten wir unseren Weg fort. Mit dem Nachtbus fuhren wir die gleiche Strecke, die wir gekommen waren wieder zurück. Dieses mal ließen wir die Stadt Tunja aber links linken und nach weiteren vier Stunden erreichten wir die Hauptstadt Kolumbiens.
Erlebt: Februar/März 2016
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