Mit dem Nachtbus ging es von Santa Marta in zwölf Stunden nach San Gil (102000COP/28€/2P). In den Morgenstunden mussten wir in Bucaramanga für die letzten drei Stunden in einen Minibus umsteigen (30000COP/8€/2P). Ohne richtiges Frühstück im Bauch ging es durch und über den Chicamocha Canyon. Die vielen Kurven, der wendige und schnelle Minibus taten nicht gut. Uns wurde das erste Mal während einer Busfahrt richtig übel. Wir konnten die ersten Stunden in den Nordanden überhaupt nicht genießen und waren noch nie so froh am Ziel angekommen zu sein.
San Gil liegt auf 1114 m Höhe im Departamento Santander. Die Stadt bezeichnet sich als touristische Hauptstadt Kolumbiens und ist für seine vielen Outdooraktivitäten bekannt. Was Queenstown in Neuseeland ist, ist in Kolumbien San Gil. Aber der Unterschied sind die Preise. Hier gibt es selbst für den Backpacker Geldbeutel geile Dinge zu tun.
Aber zuerst die Arbeit und dann das Vergnügen. Da unser Spanisch sehr eingeschränkt war besuchten wir einen Spanischkurs. Wir hatten es schon in Santa Marta versucht, aber dort passte es irgendwie nicht rein.
Dann fanden wir in San Gil die Connect 4 Sprachschule von Andrés und Laura. Es war ein Volltreffer. Wir machten direkt einen zweiwöchigen Crashkurs (1000000COP/278€/2P). Wir hatten Glück, da sich sonst niemand in dieser Woche angemeldet hatte konnte sich Andres voll und ganz auf uns konzentrieren. Wir hatten richtig viel Spaß und lernten unsere ersten Brocken Spanisch. Der Unterricht findet grundsätzlich von dienstags bis freitags statt. Es sind täglich zwar „nur“ zweieinhalb Stunden, aber die reichen bei voller Konzentration und der Nachbereitung am Nachmittag völlig aus. Super fanden wir auch Andres Konzept. Man füllt nicht die ganze Zeit Übungsblätter aus, sondern bekommt die Basics beigebracht und muss den Rest in Fleißarbeit selber organisieren.
Das gute ist außerdem, dass man die Möglichkeit hat im Obergeschoss der Schule in einem Appartement zu wohnen. So gemütlich, groß und mit allem was man braucht. Seit Wochen hatten wir für kurze Zeit wieder ein Zuhause. Vielen Dank für die schöne Zeit. Wir geben uns auch Mühe unser Spanisch zu verbessern. 😉
In unser Freizeit, neben dem Lernen, machten wir das was man in San Gil tun muss, Outdooraktivitäten. Wir entschieden uns für Rafting und Paragleiten.
Zum Rafting fuhren wir mit ein paar anderen Backpackern und dem Team von Colombia Rafting Expediciones zum Rio Suarez (260000COP/72€/2P). Es war das erste Mal für uns und echt super. Es ging mit insgesamt drei Booten und einem Kanufahrer, safety first, 15 km den Fluss hinunter. Zu Beginn wurde direkt mal ein Umkippen des Bootes geübt. Wir mussten alle ins Wasser springen. Gut, dass die Wassertemperatur selbst in den Bergen Kolumbiens noch recht angenehm ist. Jetzt mussten wie uns gegenseitig wieder ins Boot ziehen und auf ging die wilde Fahrt.
Unser Guide schrie die ganze Zeit Kommandos: vor, zurück, links, rechts, runter ins Boot,….. Auf einmal passiert es. In einer Stromschnelle wurde Lisa aus dem Boot katapultiert. Für ein paar Sekunden war nichts mehr von ihr zu sehen. Wir hielten alle den Atem an und schauten überall herum wo sie sein könnte. Plötzlich tauchte sie hinter dem Boot wieder auf. Uns fiel ein Stein vom Herzen und wir zogen sie zurück ins Boot. Den Schock musste sie zuerst einmal verarbeiten.
In flachen Abschnitten durften wir alle ins Wasser und konnten uns treiben lassen. Am Ende wartete ein kleines Buffet auf uns. Mit Bier, Wasser, Hähnchen und Obst im Bauch und hoffentlich mit super Bildern und Videos ging es durch den Canyon zurück nach San Gil.
Heute stand wieder ein Highlight auf dem Programm, Paragleiten (300000COP/83€/2P). Mit Paravolar Colombia fuhren wir morgens zum Chicamocha Canyon. Dort angekommen wartete schon unser Spanischlehrer Andrés und Laura auf uns. Heute gab es Unterricht in der Luft. 😉
Für drei von uns war es das erste Mal. Wir beide hatten schon Respekt davor, aber freuten uns wie kleine Kinder aufs Fliegen. Auf ca. 1500 m Höhe startet man oberhalb des Canyons und schraubt sich immer weiter in die Höhe um wieder auf dem gleichen Platz landen zu können. Wir hatten zwei Piloten mit dabei, die uns nacheinander mitnahmen.
Zuerst war Lisa an der Reihe. Sie wurde schnell und professionell in den Gurten verpackt. Und dann ging es auch schon ab, der Schirm wurde hochgezogen und nach ein paar Schritten war sie auch schon in der Luft. Ruckzuck gewann sie an Höhe und war weg.
Jörn musste noch auf Andrés und Laura warten. Als die Beiden kamen waren sie total begeistert.
Mit der GoPro bewaffnet und komplett verschnürt ging es auch für Jörn los. Schirm hochziehen und laufen, laufen, laufen,… Nach ein paar Metern war der Boden unter den Füßen weg. Geschafft, es dauerte zwar ein wenig, doch nach ein paar Minuten war die richtige Sitzposition gefunden. 😉
Zuerst ging es ein wenig hinunter bis wir die richtige Thermik fanden und nach oben schraubten. Die Landschaft aus der Vogelperspektive zu sehen war fantastisch. Es ging entlang eines Bergrückens auf und ab. Man hatte immer eine andere Sicht auf die Umgebung. Im Tal sieht man den Rio Umpala. Irgendwann starteten wir mit den Spiralflügen. Echt krass wie man in den Sitz gedrückt wird und das Gurtzeug nur noch am quietschen ist. Nach einer guten halben Stunde musste Jörn dann auch wieder landen. Das ruckartige Annähern an die Landefläche war alles andere als angenehm für Jörns Magen. Nach der Landung wurde alles schön abgeschnallt. Er lief gerade noch fünf Meter, dann konnte er es nicht mehr halten. Das Frühstück wollte leider nicht mehr drin bleiben. Lisa, die ein paar Minuten früher gelandet war lag auch schon wie ein Häufchen Elend auf dem Boden. Sie wurde von Laura gut mit schwarzer Brause versorgt. 😉
Irgendwie hatten wir uns unseren ersten Flug anders vorgestellt. Bis aufs Ende war es aber mega cool. Mit dem Van ging es schön langsam über die Serpentinenstraßen zurück nach San Gil. Nach dem Unterricht hatten wir den Tag später einiges zum Fachsimpeln.
Nicht weit von San Gil entfernt liegt der verschlafene Ort Barichara. Von hier aus machten wir eine schöne Wanderung hinunter in den nächsten Ort Guane.
Barichara hat schachbrettartig angelegte kleine Gassen mit bunten Häusern. Am Ende des Ortes steht auf einem Hügel eine kleine Kirche von wo aus in der Nähe der Wanderweg startet.
In zwei Stunden ging es entlang des alten Handelswegs vorbei an Bauernhäusern und Feldern. In Guane mussten wir rechtzeitig angekommen um den letzten Bus nach San Gil zu erreichen. Daher zogen wir unser Tempo auf den letzten Kilometern an. Wir schauten uns kurz das kleine Dorf an. Danach liefen wir Richtung Bushaltestelle. Es dauerte nicht lang und ein Auto hielt an. Ein nettes chilenisches Pärchen bot uns an, dass sie uns bis nach Barichara mitnehmen würden. Prima. Auf den 10 km zurück nach Barichara waren wir alle nur am quatschen. Vielleicht laufen wir uns nochmal in Chile über den Weg. Vom Dorfplatz aus nahmen wir den Bus nach San Gil.
Wir hatten eine super Zeit in San Gil und haben uns pudelwohl gefühlt. Es war in den zwei Wochen zu einem kleinen Zuhause geworden. Wir haben nette Menschen kennengelernt und neue Freunde gewonnen. Jeder der in Kolumbien spanisch lernen will kann bei Andres und Laura vorbeischauen. Wir können es jedem weiterempfehlen. Vielleicht gibt es ja ein Treffen in Deutschland und die Beiden kommen uns besuchen. Ihr seid jederzeit Willkommen. Ihr müsst euch aber noch ein wenig gedulden bis wir wieder Zuhause sind. 😉
Connect 4 – Sprachschule in San Gil
Erlebt: Februar 2016
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