Als wir von Xingping in Guilin nach einer 2,5 stündigen Busfahrt (50rmb/6,41€/2P) ankamen kümmerten wir uns direkt um unsere Visa-Verlängerung. Wir hörten dass die Bearbeitung 3-4 Tage dauern würde. Was zu unserem Reiseplan perfekt passen würde. Mit unseren Unterlagen (Reisepass, Passbild, Reiseverlauf ohne Unterkünfte) und dem Taxi (20rmb/2,56€) ging es vom Hostel aus zur PSB (Büro für öffentliche Sicherheit). Dort angekommen reihten wir uns in die Menge ein und füllten das englische Antragsformular nach besten Wissen und Gewissen aus. Danach wurden die verbliebenen Lücken von einer Hilfskraft ergänzt und wir durften eine Schalternummer ziehen. Nach ca. 20 min waren wir an der Reihe. Die englischsprachige Chinesin hinter dem Tresen schaute sich alles genau an und stellte uns die Ersatzpässe aus, einfach ein DIN A5 Papier mit ein paar Infos über uns. Doch dieser Zettel berechtigt uns in China weiter zu Reisen.
Die Prozedur war alles in allem kein großes Problem in Guilin. Aber hier gibt es in China auch große Unterschiede wie wir bei unserer Recherche merkten. In manchen Städten verhalten sich die Beamten in diesen PSB’s auch wieder anders, so kann es durch aus schwieriger sein eine Visa-Verlängerung zu bekommen. Ein großes Fragezeichen sind auch immer die Unterlagen die man benötigt und die Bearbeitungszeit der Verlängerung. Bei Letzterem hatten wir diesmal Pech, die nette Dame teilte uns 7 Werktage Bearbeitungsdauer mit, was für uns mit Wochenende 9 Tage bedeutete. Solange wollten wir uns in Guilin und Umgebung aber nicht mehr aufhalten. Somit mussten wir unseren kompletten Reiseverlauf über den Haufen werfen und uns eine neue Route überlegen. Diese macht natürlich den gerade abgegebenen Reiseplan beim PSB hinfällig. 😉 Naja, die Route war eh nur pro forma. Also fuhren wir direkt zurück ins Hostel und machten uns an die Arbeit. Wir buchten Zugticket und Hostel um am nächsten Tag von Guilin aus weiter in China’s Westen zu fahren.
Die Internetplattform Ctrip.com, die wir noch nie zuvor ausprobiert hatten, zeigte sich als sehr hilfreich um Zugticket auch mal online buchen zu können. Ctrip ist eine chinesische Homepage, die in vielen Sprachen zur Verfügung steht, auf der man Hotels, Flüge und Züge buchen kann. Nach unserer Recherche auch die einzige Plattform für Ausländer auf der man Zugtickets für die chinesische Eisenbahn kaufen kann. Der Ablauf funktioniert auch super. Wenn noch Tickets verfügbar sind kann man diese per Kreditkarte bezahlen und anhand einer Nummer am Bahnschalter abholen. Die Bettposition in den Nachtzügen zum Beispiel kann nicht ausgewählt werden. Ctrip berechnet immer das teuerste Bett (unten) und erstattet den zu viel gezahlten Betrag wenn nur noch Liegen in der Mitte oder oben frei sind, klappt alles reibungslos. Sie versuchen bei Buchungen von zwei Personen oder Gruppen auch dass diese in einem Abteil liegen können. Bei kurzfristiger Buchung von uns kam es einmal vor das wir getrennte Betten hatten. Immerhin im selben Waggon, Einer am Anfang und der Andere am Ende des Wagens. Naja, es gibt Schlimmeres, wenn wir Waggon 1 und 17 erwischt hätten. 😉
Über Liuzhou und Kunming ging es mit dem Zug (887rmb/113,72€/2P) über Nacht in 30 h nach Lijiang. Die Zugfahrt war diesmal ein wenig anders, zum Einen stiegen wir nicht am Startpunkt des Zuges ein, so dass wir zu Beginn gebrauchtes Bettzeug hatten. 🙁 Aber dies war relativ schnell geklärt als die Zugbegleiterin Lisa „kennenlernte“. Wir baten höflich um frisches Bettzeug, welches sie uns dann auch brachte, was ihr aber ziemlich unangenehm war. Die junge Dame hatte schon fast Tränen in den Augen als sie uns am Anfang noch half das Bett zu beziehen. Das Zweite machten wir dann selbst. Manchmal kommt einfach die deutsche Gründlichkeit durch. 😉 Das Zweite was etwas anders lief als sonst war ein Mann der mit wirklich schweren Ketten an den Händen und um die Füße durch den Waggon geführt wurde. Begleitet von hoffentlich in zivil gekleideten Polizisten, vor ihm und hinten dran liefen je vier Beamte, ging es in kleinen Schritten vorbei an allen Leuten durch den Flur. Jetzt werden auch schon die Nachtzüge als Gefangenen Transporter genutzt. Vielleicht ist dies auch in China normal!? Das Dritte was anders lief war das es im Zug richtige Verkaufsveranstaltungen gab. Wir kamen uns vor wie auf einer Kaffeefahrt. 😉 Zu einem wurde uns ein saugfähiges Haushaltstuch in 30 min. angepriesen zum anderen flexible Zahnbürsten.
Lijiang liegt in der Provinz Yunnan. Die Provinz grenzt im Norden an Tibet und die Ausläufer des Himalaya sind noch zu sehen. Ein paar Kilometer von Lijiang entfernt sind die ersten 5000er zu bestaunen. Das Städtchen selbst ist für seine schmalen und gemütlichen Gassen bekannt und die Altstadt ist ein Weltkulturerbe. Wenn die Menschenmassen nicht wären könnte man auch sehr schön durch die Gassen schlendern (Ferienzeit). Aber wir taten das Beste daraus und genossen die Abende in der Altstadt. Hier findet man Kantinen, in denen Köche verschiedene und leckere Speisen anbieten. Super gelegen war auch unser Hostel mitten in den Gassen. Unser Hostel galt als „Lonely Planet – Tipp“ was nach unserer Meinung aber gar nicht zu traf. Vielleicht war es mal ein Geheimtipp. Da Lijiang schon auf 2600 m liegt wurde es zeitweise schon etwas frischer. In unserem Zimmer gab es zum ersten mal keine Klimaanlage dafür aber super angenehme Heizdecken in unseren Betten die wir natürlich nutzten.
Von Lijiang aus machten wir einen 2 Tagesausflug, mit einer Übernachtung, in der Tigersprungschlucht (130rmb/16,66€/2P). Unserer Meinung nach einem „Must-Hike“ auf einer Chinareise. Zwischen 5000er Gipfeln ist sie eine der tiefsten Schluchten der Welt und super zum Wandern. Sie ist 16 km lang und die Berge des Haba-Shan ragen 3900 m über dem Fluss Jinsha empor. Zwei Tage nahmen wir uns für die Strecke vor, wobei wir auch gerne noch ein paar Tage im Hostel oben in den Bergen geblieben wären. Wir malten uns die Tage mit herrlichem Panorama, super Wetter, wandern und relaxen aus. Doch wir hatten leider keine Zeit. WIR keine Zeit, ja du hast richtig gelesen. Die letzten Wochen in China mussten wir durchplanen da für unser Tibettrip das Datum feststand und in China Feiertage bzw. Ferien anstanden. Da werden Massen in den Hostels und an den Sehenswürdigkeiten auf uns warten. 🙁
Der erste Tag in der Schlucht war am Anstrengendsten. Am Ortsausgang von Qiaotou, wo uns der Busfahrer (50rmb/6,41€/2P) nach 2,5 h rauswarf, liefen wir bergauf über eine gerade sich im Bau befundene Straße bis wir zu einer unscheinbaren Abzweigung, dem „Oberen Wanderweg“, kamen. Dieser ist jedenfalls dem Weg entlang der Straße vorzuziehen. Der Wanderweg schlängelt sich oberhalb der Schlucht an den Berghängen und Dörfern entlang. Nach 4 h kamen wir über etliche Zickzack Pfade am höchsten Punkt der Route an, 2630 m. Der weitere Verlauf war dann eher ein wenig wellig mit kleinen bergab und bergauf Passagen, durch kleine Ortschaften und an Wasserfällen vorbei. Nach gemütlichen 3,5 h mit Pausen erreichten wir unser Ziel, Halfway Hostel. Die Bezeichnung Halfway trifft nicht ganz zu da es schon auf dreiviertel des Weges liegt. Was aber für den nächsten Tag nicht schlimm war. Das Hostel punktet mit herrlichem Panorama über die Schlucht. Es liegt auf 2383 m. Besonders das Richtung Schlucht offene stille Örtchen bietet eine geniale Aussicht. 😉 Auf der Dachterrasse ließen wir den Wandertag ausklingen.
Nach einem stärkenden Frühstück mit leckeren Pfannkuchen und Knoblauchbrot brachen wir zur zweiten Etappe auf. Dieser Abschnitt ist nicht besonders anstrengend, führt an schönen Aussichtspunkten vorbei und es dauerte nur 1,5 h bis wir wieder im Tal an der Hauptstraße ankamen. Der Wanderweg kommt direkt an Tina’s Guesthouse raus, wo wir unsere Bustickets (60rmb/7,69€/2P) für die Rückfahrt nach Lijiang bekamen. Da wir noch Zeit bis zur Rückfahrt hatten gaben wir uns noch den Abstieg in die Schlucht zum Fluss Jinsha. Es führen drei Pfade zur mittleren Stromschnelle hinab. Dort befindet sich der Tigersprungfelsen, von dem ein Tiger über den reißenden Fluss gesprungen sein soll. Wir nahmen den von der Straße aus gesehenen linken Weg für den Abstieg (20rmb/2,56€/2P) und den mittleren Pfad später zurück zur Straße (20rmb/2,56€/2P). Letzteren kann man teilweise mit Hilfe von langen Leitern bezwingen. Wir trauten der alten mit Rost übersäten Stahlkonstruktion und nahmen die 55 Sprossen nach oben, puh. 😉
An der Stromschnelle selbst hielten wir uns eine Weile auf und waren von der Naturgewalt Wasser und dem Lärm fasziniert. Nach einem Picknick auf den Felsen machten wir uns auf den schweißtreibenden Rückweg. Der Ab- und Aufstieg mit Aufenthalt am Tigersprungfelsen dauerte ca. 3 h.
Am Nachmittag fuhren wir im Bus wieder zurück nach Lijiang. Die Straße raus aus der Schlucht war etwas abenteuerlich. Mal lagen riesige Steinfelsen auf der Straße, sodass gerade noch ein Auto dran vorbei passte und mal war die Straße in die Tiefe abgerutscht. Leitplanken kannte hier auch keiner. In Gedanken an die vielen Windungen bergauf und bergab fielen uns schnell die Augen zu. 😉