Schwein gehabt…!

Categories: 31_Argentinien
Published on: 8. Juli 2017

Heute war es soweit. Wir verließen Buenos Aires und flogen zu einem Highlight unserer Reise. Es ging in die südlichste Stadt der Welt nach Ushuaia. Obwohl es ein Inlandsflug war flogen wir 3,5 Stunden bis nach Südpatagonien (6607ARS/396€/2P), Argentinien ist einfach riesig. Doch alles der Reihe nach. Wir mussten ja zuerst mal an den Flughafen Aeropuerto Internacional Ministro Pistarini in Buenos Aires kommen.

Wir hatten uns schlau gemacht und herausgefunden, dass man das teure Taxi umgehen kann indem man einen Stadtbus bis zum Flughafen nimmt. Die Busse fangen schon sehr früh morgens an, sodass es perfekt für unsere Abflugzeit um 9:30 Uhr war. Wir haben gelesen, dass wir zwei Stunden einplanen sollen, da der Bus durch die Stadt überall anhält. Zu beachten ist noch, dass die Linie 8 zum Flughafen fährt, aber es davon A, B, C, D und E gibt. Nicht alle fahren zum Airport, sondern nur A. Die anderen Buchstaben haben Endstationen weit vor dem Flughafen. Jedenfalls standen wir um kurz vor 6 Uhr an der Haltestelle. Nach einer halben Stunde kam dann endlich die Linie 8A vorbei. Wir waren voller Zuversicht und froh, dass es jetzt zum Flughafen ging.

Nach einer Weile checkten wir immer öfters die Zeit und die Entfernung bei maps.me zum Flughafen. Noch war alles im grünen Bereich. Um 8:45 Uhr würde der Schalter schließen. Wir hatten ja einen Inlandsflug. Da kann man auch mal kurz vor knapp kommen.

Soweit so gut, für unser Zeitmanagement hielt der Bus einfach zu oft an. Und der Verkehr war auch nicht besser. Mittlerweile platzte der Bus schon aus allen Nähten. Gut, dass wir einen Sitzplatz hatten.

Jetzt hatten wir nur noch eine halbe Stunde Zeit bevor der Schalter schloss, wir saßen immer noch im Bus und es waren laut maps.me noch 17 km zum Flughafen. Scheiße, es sind normalerweise nur 32 km aus der Stadt heraus bis zum Airport. Wo sind wir die letzten 2 Stunden rumgegurkt?

Wir bekamen so langsam Schweißausbrüche. Immer wieder die Uhr im Auge. Welche Entscheidung war richtig? Weiterfahren und hoffen, dass der Schalter länger offen bleibt? Oder mitten im Wohngebiet aussteigen und hoffen, dass ein Taxi plötzlich um die Ecke biegt?

Fuck! Wir werden das erste Mal auf unserer Reise einen Flug verpassen!

Einheimische versuchten uns zu beruhigen: „Wir sind doch in einer halben Stunde am Aeropuerto.“

Fuck! Dann ist unser Flug schon fast über den Wolken!

Ok, ok. Ruhe bewahren. Doch nicht. Wir sprangen auf und drückten uns mit den großen und kleinen Rucksäcken durch die Menge zur Hintertür. Der nächste Halt war uns. Die Leute konnten es nicht verstehen, aber sie kannten auch unsere Abflugzeit nicht.

Nun standen wir da im Wohngebiet an einer Kreuzung. Versuchten zu trampen oder ein Taxi zu finden. Beides war nicht einfach.

Neuer Status: 10 min bis das Flugpersonal den Schalter dicht macht und noch 15 km!!!

Plötzlich kam ein Taxi um die Ecke. Lisa sprang auf die Straße. Wir flehten ihn an direkt loszufahren. Doch er überlegte noch. Er war kein offizieller Taxifahrer mehr. Jetzt sahen wir es auch. Das Taximeter war ausgebaut und rund ums Auto waren ‚Zu Verkaufen‘ Schilder.

Fuck! Unsere letzte Hoffnung ging gerade flöten.

Doch dann sagte er wir sollen sofort einsteigen, grinste uns an und gab Gas. Er fuhr direkt auf die Schnellstraße. Unser Herz schlug ohne Ende. Es war kein Verkehr, 80 km/h waren erlaubt, doch er zeigte uns was in seinem alten Taxi steckte. Mit 130 km/h ging es Richtung Flughafen. Ein paar Kilometer vorher fing das Auto an Probleme zu machen. Er machte es während der Fahrt aus und wieder an und musste es durch die Mautstellen hochtourig laufen lassen. Ach du scheiße. Wir sind jetzt noch Schuld, wenn sein Auto hinüber ist.

Zwischendurch versuchten wir auszurechnen was die Fahrt kosten könnte. Wir sind noch kein Taxi in Argentinien gefahren. Ok, es wird bestimmt nicht soviel wie zwei verpasste Flüge. Oder doch?

Wir lotsten ihn zum Terminal C, wo Aerolíneas Argentina abfliegt. Wir machten uns bereit direkt aus dem Taxi zu springen. Zuvor versuchten wir schon die Finanzen zu klären. Er lachte uns nur an und freute sich, dass er es bis hierher noch geschafft hatte und wir unseren Flug evtl. noch bekommen würden. Wow, was für ein Typ. Wir bedankten uns tausendmal, klatschten mit ihm ab und sprinteten ins Gebäude zum Schalter.

Uff, hoffentlich. Auf den Punkt genau haben wir es geschafft. Der freundliche Mitarbeiter hinter dem Tresen beruhigte uns erst Mal und meinte wir hätten ja noch sooo viieel Zeit. Das ganze sogar auf Deutsch. Natürlich, er hatte mal eine Zeit in Deutschland gelebt. Welche Überraschungen erwarten uns heute noch so?

Gut, dass es Winter ist und die Temperaturen nicht so warm. Sonst würden wir jetzt komplett schweißgebadet am Gate sitzen, wo wir die letzten Stunden Revue passieren ließen.

Alter Schwede, was für ein Glück kann man haben. So knapp waren wir noch nie vor dem Abflug am Flughafen. Im Bus ließen wir Patagonien schon komplett aus, da wir keine neuen Tickets kaufen wollten. Die Reise wäre wohl direkt nach Santiago de Chile weitergegangen.

Wahnsinn, wir haben es irgendwie mal wieder geschafft. Wir lieben die Argentinier, besonders den Taxifahrer. Wäre so etwas in Deutschland möglich? Wäre der Schalter auch nur mal zwei Minuten nach der Zeit noch offen?

Bis bald. Dann berichten wir aus Feuerland und dem winterlichen Ushuaia.

Erlebt: August 2016

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