Wir müssen China verlassen da wir unser 30 Tage Visum aufgebraucht haben. Mit der Fähre (281723Won/202,68€/2P.) machten wir uns auf den Weg von Qingdao nach Incheon. Über Nacht ging es weiter, in 17 h, das nächste Land zu entdecken, Südkorea. Das Land zwischen Tradition und Hightech, so sagt es zumindest unser Reiseführer. Wir ließen uns einfach überraschen, da wir von Südkorea, bis auf das was im Travelguide steht, nicht viel wussten. Man liest auch sehr wenig in anderen Reiseblogs, da Südkorea selten auf deren Reiseroute steht. Der häufigste Grund ist hierbei das Budget, das in diesem Land mehr beansprucht wird als in den südostasiatischen Ländern.
Die Aus- und Einreise von China nach Korea war total unproblematisch. Am Hafen in Qingdao wurde unser Gepäck durchleuchtet und wir bekamen unseren Ausreisestempel. Danach ging es aufs Schiff was gut ausgestattet war. Die Überfahrt war bis auf ein paar Stunden in Ordnung. Nachts meinte der Kapitän wellenreiten zu müssen. Wir wurden bei jeder Welle in unsere Kojen gepresst. Schon heftig wie ein so großes Schiff vom Wellengang geschaukelt wird. Leider konnten wir uns in unseren 4 er Kabinen nicht gegenseitig beruhigen da Männer und Frauen getrennt schliefen. Diese Geschlechtertrennung werden wir in Korea noch öfters erleben. Vorsichtshalber nahmen wir zuvor Tabletten gegen Seekrankheit ein um uns den Gang zu Reling nachts zu ersparen. 😉 Am nächsten Morgen war alles wieder vergessen und wir kamen in den Hafen von Incheon. Dort das gleiche Prozedere: Einreisestempel (Dauer 90 Tage), Kontrolle des Gepäcks und fertig.
Mit dem Bus und der Metro fuhren wir von Incheon aus in ca.1 h in die Hauptstadt Seoul (3700Won/2,66€/2P). Wir bezogen für die nächsten Tage das schöne Hostel Pencil 5 (154000Won/110,79€/2P/5N). Den ersten Eindruck den wir von Seoul bzw. Südkorea bekamen war, dass es im Vergleich zu China wieder viel sauberer und geordneter zugeht. Seoul gleicht einer europäischen Großstadt. Was uns in der Metro direkt auffiel waren Schränke voller Gasmasken, Taschenlampen und Sauerstoffflaschen. Wir lasen das Seoul auf alles vorbereitet sein will falls Nordkorea auf dumme Gedanken kommt.
Nachmittags fuhren wir zu einem der vielen Märkte die es in der Stadt gibt, den Namdaemun Markt, wo man von Kleidung bis Essen alles bekommt. Danach gingen wir zum Namsan Park, in dessen Mitte auf einem Berg der N-Seoul Tower steht. Wir nahmen für nach oben wie immer nicht die Seilbahn ;-), sondern wanderten in gemütlichen 20 min. zum Tower. Von dort oben hatten wir einen herrlichen Blick über die Stadt und einen perfekten Sonnenuntergang.
Die ganzen Tage sahen wir immer wieder große Einkaufsstraßen, Underground Shopping Malls, riesige Einkaufstempel, Essensmärkte und kleine hübsche Cafés. Auffallend waren die vielen Kosmetikgeschäfte in denen Frauen wie auch Männer einkauften. Die Koreaner sind sehr auf Schönheit bedacht. Zu jeder Gelegenheit wird sich gepudert und geschminkt. Sogar im TV werben Männer für Schminkutensilien.
Wir besuchten den größten Palast in Seoul, den Gyeongbokgung Palast (6000Won/4,31€/2P). Wir kamen gerade richtig und sahen die Wachablösung. Der Palast hat schön angelegte Seen und einige Tempel zu bieten. Danach liefen wir durch das Bukchon Hanok Village, einem Viertel mit vielen alten traditionellen Häusern. Abends gingen wir zu dem von der Stadt angelegten Cheonggye-Fluss. Einem Wasserlauf der 6 km lang mitten durch Seouls Hochhäuser, als Oase der Ruhe, fließt.
Um uns Seouls Umgebung besser anschauen zu können liehen wir uns Fahrräder aus (30000Won/21,58€/2P). Es gibt einen super Radweg entlang des Han-Flusses, der Wasserader der Stadt. Los ging es auf der Flussinsel Yeouido, dem Finanz- und Businessbezirk Seouls. Wir fuhren flussaufwärts vorbei an vielen Wochenendausflüglern, die sich mit ihren Familien am Flussufer, Parks oder in einem der Freibäder tummelten. Auffallend waren auch die koreanischen Radfahrer die in voller Bekleidung – lange Hose, langes Shirt, Mundschutz, Brille und Helm – bei ca. 35 °C an uns vorbeikamen. Viele haben an ihren modernen Bikes ein eingebautes Radio. 😉 Nach 25 km und zahlreichen Brücken kamen wir zum Olympiapark von 1988. Es ging eine Runde durch den Park, in dem die alten Austragungsorte und ein Skulpturenpark zu sehen sind. Zurück fuhren wir auf der anderen Seite des Flusses und sahen Skater, Surfer, Kletterer und viele viele Freizeitsportler. Vor allem auch die ältere Bevölkerung (Ü70) die sich gerne und viel sportlich betätigt. Das ist also eines der Geheimnisse zum Altwerden. Nach dem Radfahren ging es zurück zur Bampo-Brücke. Diese soll abends mit 10000 LEDs beleuchtet sein und riesige Fontänen sprühen. Dort angekommen sahen wir dann eher ein unspektakuläres Schauspiel.
Auf der Insel Yeouido gibt es eine der größten christlichen Kirchengemeinden der Welt, die es 1993 mit ihren 500 Pastoren und 12 Chören in das Guinness Buch der Rekorde schaffte. Die Yoido Full Gospel Church ist der Mittelpunkt der Gemeinde und bietet 20000 Christen pro Gottesdienst Platz. Es finden täglich Gottesdienste statt, an Sonntagen sind es sogar bis zu sechs Stück. Wir nahmen an einem 1,5 stündigen Sonntagsgottesdienst teil. Für Ausländer gibt es einen besonderen Service. Wir wurden am Eingang empfangen und von einem netten Herrn auf eine extra Empore gebracht. Dort standen uns Kopfhörer mit einer simultan Übersetzung der Predigt zur Verfügung. Es war beeindruckend einen Gottesdienst mit so vielen Menschen in einer anderen Kultur mitzuerleben.
In Seoul bzw. Südkorea gibt es viele Möglichkeiten zum Wandern. Es gibt etliche Nationalparks in denen man sich austoben kann. Täglich sieht man Koreaner, ebenfalls komplett vermummt, in dem neuesten Wanderoutfit auf dem Weg zum nächsten Gipfel. Es sah für uns so aus, dass am Wochenende jeder zweite Koreaner am Wandern ist. Der Bukhansan Nationalpark liegt direkt an der Stadtgrenze und ist per U-Bahn zu erreichen. Da unser Hostel ein wenig außerhalb des Zentrums lag konnten wir fußläufig die ersten Gipfel des Parks besteigen. Die Wege waren abwechslungsreich und wir hatten einen herrlichen Ausblick. Als Besonderheit fielen uns, wie in China, die vielen öffentlichen Plätze mit Fitnessgeräten auf, die es auch nach der Anstrengung unterhalb des Gipfels gab.
Am letzten Tag besuchten wir ein ehemaliges Gefängnis, Seodaemun Prison, das bis 1987 genutzt wurde (6000Won/4,31€/2P). Geschichtlich gehört es zu einem dunklen Kapitel Koreas. Die Japaner nutzten das Gefängnis während der Besatzungszeit eher als Folteranstalt für aufständische Koreaner. Für uns unglaublich ist die Nutzung des Gefängnisses mit den winzigen Zellen und den alten Gegebenheiten bis 1987.
Wir haben uns von Anfang an in Seoul wohlgefühlt. Die Koreaner sind freundlich und hilfsbereit. Die Stadt ist sehr gut auf Backpacker eingestellt. Es gibt überall Informationsstellen und kostenlose Karten. In der Stadt laufen sogar einige Angestellte der Informationsstellen herum um einem bei Bedarf vor Ort zu helfen. Bei den meisten Sehenswürdigkeiten wird kein Eintritt verlangt oder nur eine geringe Summe was sehr gut für unser Reisebudget ist. 😉